Den Grundstein für die erfolgreiche Kartoffelzucht legte 1922 Jahren sein Großvater Rudolf Pohl in Oberschlesien. Jetzt feiert Joachim Schröder aus Schenefeld, der das Familienunternehmen 1989 gemeinsam mit seinem Bruder Klaus von Vater Hans-Georg Schröder übernommen hat, das 100-jährige Bestehen der Firma Saatzucht Pohl. Eine Feier dazu findet morgen mit geladenen Gästen in Schenefeld statt.
Der erste Kartoffel-Zuchterfolg war die mittelspäte Wirtschaftssorte Proska, sagt Schröder. Kriegsbedingt musste jedoch das gesamte Zuchtmaterial in Folge von Flucht und Vertreibung aus Pommern und Schlesien zurückgelassen werden, bedauert Schröder. Lediglich ein paar Kartoffeln aus der Züchtung habe Mutter Pohl in der Hosentasche mitnehmen können. Sie waren dann auch der Anfang für neue Züchtungen, zunächst in Mehlbek, dann in Drage und schließlich auf Gut Warringholz, wo es Hans-Georg Schröder als Schwiegersohn des Firmengründers mit Hilfe bewährter Mitarbeiter gelang, die Zuchtarbeit wieder erfolgreich aufzunehmen. Joachim Schröder: „Dort brachte mir meine Tante Käte dann die Grundzüge der Kartoffelzucht bei.“
Der Diplom-Agrar-Ingenieur (80) brachte im Laufe der Jahre eine Vielzahl an Kartoffelsorten auf den Markt. Wie die Cosma oder die Annalena, die europaweit bekannt sind. „Nach zweijähriger Prüfungsdauer an insgesamt zwölf verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik haben diese beiden neuen Sorten damals bewiesen, dass sie einen großen züchterischen Fortschritt darstellen.“ Sein Ziel sei es immer, eine neue, bessere und zugleich wohlschmeckende Kartoffel zu züchten. Kartoffelzucht sei jedoch auch mit viel Aufwand verbunden.
„Vom Tage der Kreuzung bis zur fertigen Sorte, also bis sie vom Bundesamt zugelassen wird, dauert es gut zwölf Jahre“, sagt Schröder. „Da steckt viel Arbeit, Durchhaltevermögen und Geld drin“, sagt der heutige Hobby-Züchter, der insgesamt über zehn erfolgreiche Kartoffelsorten, darunter auch die bekannte Roxi oder Simone mit der Europlant Pflanzenzucht, die auch den Vertrieb der Sorten übernahm, auf den Markt gebracht hat.
Dankbar ist Schröder heute, dass ihm die Begeisterung für die gelbe Knolle schon vom Opa und Vater in die Wiege gelegt worden sei. „Heute mache ich nur noch im eigenen Garten mit der Neuzucht weiter, denn ohne die Kartoffelzucht geht es eben doch nicht.“ Er will seinem langjährigen Kooperationspartner Europlant nun noch einmal einen frühen Stamm als Sorte anbieten. „Und dann heißt es abwarten und sehen wie es weitergeht.“
Zwar laufe die Saatzucht der Firma Pohl jetzt aus, die Sorten aber bleiben, nicht nur wegen des 30-jährigen Saatenschutzes, sondern weil Europlant noch im Besitz der Sorten sei, so der Schenefelder.
Schenefeld, den 15. Juli 2022
Quelle: sh:z
Bericht und Bilder: K. Mehlert