Laien und Profis graben zusammen

DIE SUCHGRABUNGEN WERDEN IN ZEHN-ZENTIMETER-ABSCHNITTEN NACH BESTIMMTEN RICHTLINIEN AUSGEHOBEN UND FESTGEHALTEN. EXZELLENZCLUSTER ROOTS DER CAU
DIE SUCHGRABUNGEN WERDEN IN ZEHN-ZENTIMETER-ABSCHNITTEN NACH BESTIMMTEN RICHTLINIEN AUSGEHOBEN UND FESTGEHALTEN. EXZELLENZCLUSTER ROOTS DER CAU

Das hat es in Deutschland so noch nicht gegeben: Unter Anleitung erfahrener Archäologen graben Bürger nach der Geschichte ihres Ortes. Schauplatz dieser einmaligen Grabungen wird an zwei Wochenenden im Mai und Juni die Gemeinde Schenefeld sein. „Auch für die Archäologen sind diese Grabungen etwas ganz Besonderes, wir betreten damit Neuland“, sagte Claus von Carnap-Bornheim (Foto), Leitender Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, bei der Vorstellung des Projektes in Schenefeld.

Prof. Claus von Carnap-Bornheim
Prof. Claus von Carnap-Bornheim

Das Einzigartige der Suchgrabungen ist das Zusammenspiel von Fachleuten und Einwohnern, die nicht nur kleine Grundstücke zur Verfügung stellen, sondern auch aktiv mitgraben sollen. Das Motto lautet deshalb auch „Schenefeld gräbt aus“. Es gehe um wissenschaftliche Forschung, „aber auch darum, gemeinsam Spaß zu haben und etwas zu lernen“, so der Chef aller schleswig-holsteinischer Landesmuseen.

Schenefeld sei für das Projekt ausgewählt worden, weil es der Ort mit der längsten Siedlungskontinuität in Schleswig-Holstein sei. Während der Grabung des Archäologischen Landesamtes 2008 wurden nördlich der Kirche zwei Grubenhäuser entdeckt, die älter sind als der Kirchenbau und ins 8. bis 9. Jahrhundert zurückreichen. „Weitere Daten und Funde könnten eventuell das Ortsalter von Schenefeld verifizieren, die Lücke schließen zwischen den archäologischen und schriftlichen Quellen, das Kirchenalter weiter eingrenzen und die Ortsausdehnung feststellen.“

Die Archäologen werden „nicht mit einem Bagger kommen“, betonte Claus von Carnap-Bornheim. Gegraben wird auf einer einen Quadratmeter kleinen Grundfläche. Gesucht werden Grundstückseigentümer, die im und am Ortszentrum entsprechende Flächen für die Suchgrabungen zur Verfügung stellen. Ausgehoben und wieder zugeschüttet werden sie an zwei Tagen an einem Wochenende.

 

Auch Schüler sollen sich beteiligen

 

An bis zu 20 Grabungsstellen sollen sich dort unter Anleitung eines Archäologen bis zu drei Bürger beteiligen. „Das können Freunde, Familienmitglieder, Schüler oder auch Mitglieder des Skatclubs sein“, warb Claus von Carnap-Bornheim. Da an zwei Wochenenden (siehe Kasten) gegraben werden soll, können sich bis zu 120 Teilnehmer anmelden. Auch Mädchen und Jungen der Grund- und Gemeinschaftsschule sollen in das Projekt eingebunden werden und Archäologie hautnah erleben. „Wir wollen die Kinder für die Geschichte ihres Ortes begeistern“, sagte Katrin Schöps vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, das in das Projekt eingebunden ist. Weitere Partner sind das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie, das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein die und Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Bürgermeister Johann Hansen ist jedenfalls begeistert von dem Grabungsprojekt: „Es zeigt, welche Bedeutung Schenefeld hat.“

 

Schenefeld, 16. März 2022

Quelle: sh:z

Bericht: J. Möller