Mit anhaltendem Applaus und mit Standing Ovations würdigten die zahlreichen Gäste und Mitglieder der Stiftung Krinkberg die von Reinhard Heesch aufwendig geleistete Arbeit. Der 78 Jahre alte Schenefelder präsentierte im Foyer der Amtsverwaltung sein Buch „Schenefeld/Mittelholstein neu datiert“.
Gipsestrich als „unwiderlegbaren Befund“ für hohes Alter
Der im Rahmen seiner Buchpräsentation als Star gefeierte Schenefelder hatte rund 20 Jahre lang über die Frühgeschichte der Bonifatiuskirche geforscht und dabei unermüdlich nach datierbarem Material und sicheren unwiderlegbaren Befunden gesucht, um das hohe Alter der Kirche nachweisbar bestätigen zu können. Beim Öffnen einer Bodensenke im März vergangenen Jahres im Chorraum der Bonifatiuskirche, wurde rund 50 Zentimeter unter dem heutigem Fußboden der Gipsestrich wie der Dithmarscher Archäologe Kamphausen ihn 1934 beschrieben hat, freigelegt.
„Im Rahmen dieser Notgrabung kam der Durchbruch“, sagt Heesch, noch immer sichtlich berührt. Im Einvernehmen mit Vertretern des archäologischen Landesamtes, der Kirchenleitung sowie den Denkmalschützern habe er schließlich den Auftrag für eine Nachsuche erhalten, sagt der Buchautor, der sein gesamtes Wissen mühevoll als Autodidakt erlernte.
Beweisschriften lagern im Amtsarchiv
Unter anderem besuchte er Lesungen an Universitäten und studierte in ganz Deutschland vertiefende Literatur aus der Zeit ab dem 9. Jahrhundert. Viele dieser Schriften habe die Gemeinde inzwischen sicher im Amtsarchiv gelagert, um nachfolgenden Generationen eine weitere Vertiefung in die Themen rund um Schenefeld zu erleichtern. Im Zuge seiner umfangreichen Recherchen und Nachforschungen entdeckte Heesch schließlich unter dem Gipsestrich aus dem 12. Jahrhundert einen weiteren Fußboden. Ein Artefakt, der auf karolingische Handwerkskunst hinweist.
"Dieser Fundhorizont ist somit nun der eindeutige Beweis, dass es sich um Teile der Mutterkirche des Adams von Bremen handelt."
Reinhard Heesch, Altertumsforscher
„Der Fußboden besteht aus drei Teilen: Eine Unterlage auf gewachsenen Boden aus hohlliegenden, kopfgroßen Feldsteinen, darüber ein Kalkmörtelestrich mit Holzasche durchsetzt und zum Abschluss ein Lehmestrich“, erklärt der Forscher, der eine zur damaligen Zeit in Nordelbien passende Bautechnik der Antike, wie nur die Karolinger sie damals verwendeten, erkannte. „Dieser Fundhorizont ist somit nun der eindeutige Beweis, dass es sich um Teile der Mutterkirche des Adams von Bremen handelt.“
Erst die Wissenschaft, dann der Brockhaus-Eintrag
Das erste Exemplar seines Buches, in dem er mit Text und Fotos sowie einem Bericht des Archäologischen Landesamtes Skeptiker vom Alter der Kirche nachweislich überzeugen möchte, überreichte er an Bürgermeister Johann Hansen. „Sich einen solchen Titel – älteste Kirche des Landes – anzueignen, hat schon starke Auswirkungen für die Wahrnehmung einer ganzen Region und seiner besonderen Bedeutung für das ganze Land“, unterstrich Hansen, der mit den neuen Erkenntnissen aus der Kirche nun auf ein wissenschaftliches Echo warten wolle, ehe dann die entsprechenden Einträge im Brockhaus des 21. Jahrhundert, bei Wikipedia, anpassen zu lassen.
"Mögen sie es widerlegen oder schweigen."
Reinhard Heesch an mögliche Skeptiker
„Als Gemeinde spielen uns diese Erkenntnisse in die Karten“, so Hansen weiter. Sei dieses wunderbare Kulturerbe, die älteste noch mit sichtbaren Gebäudeelementen existierende Mutterkirche der Holsaten doch ein unbezahlbarer Schatz, der noch mehr Pilger in den Ort locken werde. Und mit eindrucksvollen Worten richtet sich abschließend Heesch an alle Skeptiker, die Zweifel an das hohe Alter der Kirche äußern: „Mögen sie es widerlegen oder schweigen.“
Umrahmt wurde die feierliche Buchvorstellung mit einer Kirchenführung, einem Vortrag von Jan Ocker von der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel sowie der Holiday Jazzband aus Hademarschen.
Das Buch „Schenefeld/Mittelholstein neu datiert“ von Reinhard Heesch ist für 17 Euro im Amt Schenefeld erhältlich.
Schenefeld, 13.11.2021
Quelle: sh:z
Bericht und Bilder K. Mehlert.