Maschinen – aus Schenefeld in alle Welt

DIE FAMILIE GRADERT MIT CHEF UND NACHFOLGER (V.L): HAUKE UND IMKE HÜTTMANN, DÖRTE UND FRITZ GRADERT SOWIE ANNIKA HAHN UND MARC-FRITZ GRADERT. SH:Z
DIE FAMILIE GRADERT MIT CHEF UND NACHFOLGER (V.L): HAUKE UND IMKE HÜTTMANN, DÖRTE UND FRITZ GRADERT SOWIE ANNIKA HAHN UND MARC-FRITZ GRADERT. SH:Z

Vor 50 Jahren fing Fritz Gradert in einer Baracke an – heute beschäftigt er in seinem Unternehmen 200 Mitarbeiter.

Für Fritz Gradert war schon in jungen Jahren eines klar: Er wollte selbstständig werden. Schon mit 21 Jahren – damals war er noch in der Ausbildung– machte der Schenefelder seinen Traum wahr. In einer kleinen Baracke fertigte er Walzenkörper für verschiedene industrielle Anwendungen. Das war 1971. Heute, 50 Jahre später, blickt Fritz Gradert auf ein weltweit agierendes Unternehmen zurück. Die circa 200 Mitarbeiter von Gradert Maschinenbau GmbH fertigen mittlerweile auf einer Produktionsfläche von 12 000 Quadratmetern im Schenefelder Industriegebiet. Ganz nach der Devise ihres Chefs: „Geht nicht, gibt’s nicht.“

NACH EIGENEN VORSTELLUNGEN HAT FRITZ GRADERT SEINE HALLEN IM SCHENEFELDER INDUSTRIEGEBIET BAUEN LASSEN. GRADERT MASCHINENBAU
NACH EIGENEN VORSTELLUNGEN HAT FRITZ GRADERT SEINE HALLEN IM SCHENEFELDER INDUSTRIEGEBIET BAUEN LASSEN. GRADERT MASCHINENBAU

Das Familienunternehmen hat sich auf das Drehen, Fräsen, Schleifen und Messen von hochpräzisen Maschinenbauteilen sowie deren Montage zu Maschinenkomponenten und ganzen Anlagen spezialisiert. Auch die Anfertigung der erforderlichen Beschichtungen für Druckmaschinen, Folienbeschichtungs- und Wellpappenanlagen, Textil- und Papiermaschinen, vom Fußbodenbelag über die Möbel- bis zur Glasindustrie gehören zu den Geschäftsbereichen.

Auch im Jubiläumsjahr hält der Firmengründer die Fäden noch immer in der Hand, weiß über jeden Vorgang Bescheid. Doch die Nachfolge ist geregelt, die Kinder Marc-Fritz und Imke sind im Betrieb und werden zusammen mit ihren Ehepartnern/Partnern die Firma einmal weiterführen, freut sich Fritz Gradert.

Fritz Gradert, Sohn eines Landwirts, mit vier Geschwistern in Schenefeld/Neumühlen aufgewachsen, hat in den 70er-Jahren schnell erkannt, welche Möglichkeiten die Druckindustrie, unter anderem die damalige Druckerei Gruner und Jahr in Itzehoe, für seine Firma bot. Qualitätswalzen und -zylinder aus Schenefeld waren so gefragt, dass die Baracke schnell zu klein wurde und Fritz Gradert bereits 1974 eine neue Fertigungsstätte mit 400 Quadratmetern errichtete.

Und der wirtschaftliche Erfolg hielt an. Deshalb musste die Produktionsfläche erneut ausgebaut werden. Im Industriegebiet Schmiedekamp, etwas außerhalb von Schenefeld gelegen, fand Gradert ein optimales Grundstück und damit eine neue Heimat. Dort ging es ab 1983 für den Maschinenbau richtig bergauf. Auf 20 000 Quadratmeter setzte der Unternehmer eine Produktionshalle, 2000 Quadratmeter groß. „Innerhalb kürzester Zeit verdoppelte sich dann der Umsatz. Grund war der Boom in der Druckindustrie“, sagt der Firmenchef. „Auf dem sind wir mit geschwommen.“ Alle großen Druckmaschinenhersteller, darunter MAN-Roland, König & Bauer sowie Heidelberger wurden mit speziell beschichteten Walzen und Zylindern beliefert.

In den Jahren darauf erweiterte Fritz Gradert das Firmengelände nach und nach auf 100 000 Quadratmeter. Mittlerweile fertigt und montiert das Unternehmen auf 12 000 Quadratmetern in verschiedenen Hallen, die alle nach den Entwürfen vom Firmengründer in rotem Backstein gehalten sind und optisch zueinander passen. Das Firmengelände reicht auch für zusätzliche Erweiterungen. Denn „ein Stehenbleiben gibt es für uns nicht“, sagt der Unternehmer. Besonders stolz ist Fritz Gradert auf die Baumalleen, die das Gelände umgeben.

Fritz Gradert (r) und Mitarbeiter Pawel Puschenkin in einer der Fertigungshallen.
Fritz Gradert (r) und Mitarbeiter Pawel Puschenkin in einer der Fertigungshallen.

Die Krise in der Druckindustrie in den 2000er-Jahren konnte Gradert nichts anhaben. Schon in den 90er-Jahren habe er sich nach neuen Geschäftsfeldern umgesehen. „Und diese Vielseitigkeit ist ein Schlüssel für die heute gute Auslastung.“ Mittlerweile umfasst die Firma sieben Geschäftsbereiche, die unterschiedlichsten Industrien werden von Schenefeld aus beliefert. Waren es früher nur einzelne Bauteile, so werden heute ganze Anlagen ausgeliefert. „Kein vergleichbares Unternehmen ist so breit aufgestellt.“

Viele Menschen nutzen heute im täglichen Leben Produkte, die auf Maschinen gefertigt werden, die wesentliche Komponenten von Gradert enthalten. Zum Beispiel Verpackungen aus Wellpappe und jede Art von Folien, die zur Herstellung von High-Tech-Geräten für Displays oder zum Frischhalten von Lebensmittel verwendet werden, oder Fahrzeuge, vom Pkw bis zum Mähdrescher, die auf Fertigungsstraßen gebaut wurden, die von Gradert gefertigt und montiert sind.

Dellen in der Erfolgsgeschichte gab es hingegen auch. „Die Wirtschaftskrise 2008/2009 machte auch uns zu schaffen. Wir mussten Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter anmelden, doch entlassen mussten wir niemanden“, erklärt der Firmenchef. Und in der Corona-Pandemie seien die Aufträge bis Oktober um 30 Prozent eingebrochen. „Doch dieser Einbruch wird in diesem Jahr wieder glatt gezogen“, ist sich Fritz Gradert sicher. Die Nachfrage sei entsprechend gut. Und auch neue Geschäftsfelder würden sich eröffnen, unter anderem in Zusammenhang mit Plasma-Behandlung von Folien und auch erneuerbaren Energien, glaubt Gradert.

Das 50-jährige Bestehen wird auf Grund der Pandemie vorerst nicht gefeiert. „Das Fest werden wir nachholen“, erklärt Firmengründer Fritz Gradert.

 

Schenefeld, 02. März 2021

Quelle: sh:z
Bericht: Joachim Möller

Bilder: sh:z und privat