Possierliche Nager und Nesträuber

Eichhörnchen legen sich Vorräte für den Winter an – finden sie aber oft nicht wieder.
Eichhörnchen legen sich Vorräte für den Winter an – finden sie aber oft nicht wieder.

Es raschelt. Ein rotbraunes Tier huscht rasant auf den Baum, klettert in die Höhe, balanciert elegant über die dünnen Äste. Der lange, buschige Schwanz, das rotbraune Fell und die typische Gestalt lassen keine Zweifel – es war ein Eichhörnchen. „Es werden definitiv immer mehr“, sagt Otto Bies von der Nabu-Ortsgruppe Schenefeld.

Der Naturexperte weist darauf hin, dass die kleinen Nagetiere, ähnlich wie der Marder, Räuber sind. Zwar fressen die kleinen „Pinselohren“ bevorzugt Nüsse, Samen, Sonnenblumenkerne, Beeren, Triebe frischer Zweige und Obst – „nicht selten aber zeigen sie sich auch als Nesträuber und fressen Jungvögel und Eier, um damit ihren eigenen Nachwuchs zu füttern.“ Bies: „Offenbar wird dem putzigen Pelztier das Nestplündern weniger verübelt, als anderen räuberischen Tierarten.“

 

Er selbst lockt die tagaktiven Tiere in seinem Garten ebenfalls mit einer Futterstelle an und beobachtet sie. Anders als behauptet, droht dem Eichhörnchen wegen des Hitzesommers aber keine Hungersnot. Der Herbst ist für das Eichhörnchen eine besondere Jahreszeit, da es reichlich Nahrung findet und sich für den Winter ein Fettpolster zulegen kann. Und was nicht mehr in den Magen passt, wird als Vorrat in unterschiedlichen Verstecken angelegt.

 

Allerdings merken sich die kleinen Nager nicht, wo sie etwas vergraben haben. Sie verlassen sich auf ihren ausgezeichneten Geruchssinn und „erschnuppern“ sich ihr Futter aus bis zu 30 Zentimetern Entfernung. Liegt Schnee, ist das allerdings nicht einfach. Vermutlich kommt daher das Sprichwort „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“. Vorräte, die nicht gefunden wurden, beginnen im Frühjahr zu keimen. Aus diesem Grund tragen Eichhörnchen einen wichtigen ökologischen Teil zum Beispiel für den Waldaufbau bei.

 

Erst wenn es richtig kalt wird, zieht sich der Kletterkünstler in sein Nest, den Kobel, zurück. „Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe“, erklärt Bies. Sie verlassen auch im Winter regelmäßig ihren Schlafplatz, um zu fressen. Wer die heimischen Nager in den eigenen Garten locken möchten, sollte ausreichend Nahrung oder einen Schlafplatz anbieten. Wichtig zu wissen sei aber, dass Hauskatzen zu den Jägern von Eichhörnchen zählen. Daher sollte beim Anbringen von Futterautomaten mit Mais, Nüssen, Trockenfrüchten oder Karotten auf die richtige Platzierung geachtet werden. Dann lassen sich die possierlichen kleinen Gestalten mit ihren fingerartigen Zehen an den kurzen Vorderbeinen, ihre tollkühnen Kletterkünste und das Männchen machen ebenso wie ihre scheinbar pausenlose Geschäftigkeit aus nächster Nähe beobachten.

 

Schenefeld, 12. Januar 2019

Quelle: sh:z

Bericht und Bild: K. Mehlert