An der Grund-und Gemeinschaftsschule Schenefeld ist die Bildung auf den Hund gekommen. Zum Kollegium gehört seit Jahresbeginn nun auch ein Vierbeiner. Und dieser Kollege mit der kalten Schnauze ist nicht nur sporadischer Gast an der Schule, sondern offizieller Schulhund. Enna – eine Mischlingsdame, die längst alle in ihr Herz geschlossen haben.
„Welche und wie viele Rassen in ihr stecken weiß keiner“, sagt Claudia Kraus, die dem ehemaligen Straßenhund aus Rumänien vor drei Jahren nicht nur ein neues Zuhause gab, sondern ihn auch ausbildete. An drei Tagen in der Woche hat Kraus in den sechsten bis zehnten Klassen nun immer eine „Schülerin“ mehr. „Meine Klasse freut sich schon immer sehr auf den Unterricht, der von Enna begleitet wird“, berichtet Kraus.
Auch die etwa viereinhalb Jahre alte Hundedame kann es kaum erwarten, bis ihre Klasse vollzählig versammelt ist. Dann wedelt sie mit dem Schwanz und begrüßt ihre Mitschüler. Allerdings bleibt Kraus die unumstrittene Nummer eins für ihre kleine Hündin. Das sei wichtig – schließlich trage sie als zentrale Bezugsperson die Verantwortung. Kommt ein Befehl, weiß Enna sofort, dass dieses Kommando oberste Priorität besitzt. Einem „Sitz“, „Platz“ oder „Bleib“ von der Pädagogin ist unbedingt Folge zu leisten.
„Während des Unterrichts holt Enna sich von den Schülern ihre Streicheleinheiten ab, danach schläft sie dann in ihrem Körbchen ein“, hat Kraus beobachtet. Besonders aufgefallen sei ihr aber, dass der Hund sich meist die richtigen Kinder aussuche. „Wir haben einige Kinder mit autistischen Tendenzen, die ja eigentlich jeglicher Berührung aus dem Wege gehen“, sagt Kraus und fügt hinzu, dass diese durch den Hund „so richtig aus sich raus kommen“. Auch bei sehr schüchternen oder eher zurückhaltenden Kindern sei der ständige Kontakt mit dem Hund ein erster Schritt zur Überwindung der Kontaktscheu.
„Es gibt aber auch Tage, da springt Enna einem Schüler auf den Schoß, um den Unterricht von dort aus mitzumachen.“ Sogar die schon älteren Jungs aus der zehnten Klasse, die sonst nichts an sich ranlassen, weil sie cool sein wollen, fangen mit Enna an zu schmusen und akzeptieren nicht die leiseste Kritik an dem Vierbeiner. „Das liegt an ihrer Niedlichkeit – damit bekommt sie selbst die Großen rum“, sagt die Lehrerin zufrieden lächelnd, während Levke, Lea und Alicia die Hundedame durch Leckerlis auf ihre Seite ziehen.
Die Belohnung erhält Enna, nachdem sie ihre Kunststücke gezeigt hat. „Mach Hasi“, sagen die Sechsklässler und freuen sich, als Enna sich auf ihre Hinterpfoten stellt. Doch auch das Totstellen, Männchen machen, Slalom laufen oder Pfötchen geben zählen zu den Kunststücken, die Claudia Krause ihrer vierbeinigen Kollegin im Rahmen von „Trick-Dog“ (Kunsttraining) beigebracht hat. „Jetzt steht nur noch eine Begleithundeprüfung an.“ Verantwortung, Rücksichtnahme, Aufmerksamkeit, Empathie – ein Schulhund wie Enna fördert und bringt Eigenschaften zu Tage, die sonst oft im Verborgenen schlummern.
Schenefeld, 29. März 2017
Quelle: sh:z
Bericht und Bild: K. Mehlert