40 Jahre in einer Mietwohnung

Mieter Hillu und Claus-Heinrich Möller in der Mitte
Mieter Hillu und Claus-Heinrich Möller in der Mitte

Noch genau erinnert sich Claus-Heinrich Möller an den 30. September 1975. „Da haben meine Frau und ich unsere Wohnung in der Holstenstraße 38 bezogen“. Nur einen Tag später begann der heute 71 Jahre alte Möller in der dort ebenfalls bis 1998 untergebrachten Post-Zweigstelle seine Tätigkeit.


Foto: Längst gute Freunde: Holger Schulz (li) und Lebensgefährtin Antje Lindenberg (re) dankten ihren Mietern Hillu und Claus-Heinrich Möller für die langjährige Treue.


„Das kommt nicht oft vor, dass man ein seit 40 Jahren bestehenden Mietverhältnis feiern kann“, sagt Holger Schulz, der das Gebäude samt Mieter vor fünf Jahren käuflich erwarb. „Wir haben auch niemals daran gedacht, uns eine andere Bleibe zu suchen - hier sind wir im Zentrum und haben eine tolle Aussicht auf das tägliche Treiben“, sagt Möller. Schon damals sei der Standort für seine beiden Kinder ein Paradies gewesen. „Die Jungs konnten hinten auf dem Hof Fußball spielen, außerdem verfügten wir über einen großen Dachboden, der ebenfalls von den Kindern oft genutzt wurde“, erinnert sich das Ehepaar Möller. „Für andere Kinder war unser Haus immer das ‚Hochhaus von Schenefeld‘ “, erzählt Hiltrud Möller lächelnd. 1990 wurde der Dachboden ausgebaut, so dass sich die heranwachsenden Jungs dort ihr eigenes Reich einrichteten. Auf die Frage, ob denn die Wohnung für zwei Personen nicht viel zu groß sei, schütteln die Möllers den Kopf. „Wir haben soviel Besuch - Freunde, Kinder und unsere vier Enkelkinder stehen daher immer ausreichend Schlafmöglichkeiten zur Verfügung“, sagt „Hillu“ Möller und freut sich gemeinsam mit ihrem Ehemann über das sehr gute Verhältnis zu den Vermietern. „Nicht einmal die spontanen Renovierungsarbeiten konnten daran etwas ändern“, sagt Schulz und beginnt zu erzählen,  dass er vor einigen Jahren im November begonnen habe, alle einfachverglasten  Fenster durch gut isolierte Fenster zu ersetzten. „Dank meines Hochgeschwindigkeits-Mitarbeiters wurden zwar alle Fenster innerhalb kürzester Zeit  ausgetauscht - die Baumaßnahmen  am laufenden Objekt zogen sich aber insgesamt bis Weihnachten hin“, erzählt Schulz und lässt auch den mit sich bringenden Staub nicht unerwähnt. „Claus-Heinrich und Hillu haben alles mitgemacht -ohne sich auch nur einmal zu beschweren“, dankte er noch einmal seinen treuen Mietern. Bessere Mieter, so Schulz weiter, könne er sich gar nicht wünschen. „Da die beiden ohnehin nur auf Reisen sind, nutzen sie die Wohnung gar nicht ab“. Einspruch gab es bei den Erzählungen jedoch von den Möllers. „Das Schlimmste an den Baumaßnahmen waren nicht der Lärm und Dreck, sondern dass es jeden Morgen bereits um sieben Uhr los ging“, sagt Hillu Möller und fügt scherzend hinzu, dass das gerade für einen Rentner keine gute Zeit sei, um aufzustehen. Doch dieses habe sich durchaus gelohnt, denn Dank der neuen und gut isolierten Fenster könne jetzt auch ohne Geräuschkulisse von außen das abendliche Fernsehprogramm verfolgt werden. Ganz besonders stolz aber sind die Möllers darauf, heute im einstigen „Kaiserlichen Postamt“ , zu wohnen. In der späteren Post-Zweigstelle war Möller bis zu dessen Schließung im Jahre 1998 als Betriebsleiter tätig. „Das Ende des Postbetriebes war damals ein Schock für mich“. War  die Zweigestelle für ihn doch mehr als nur ein Ort, an dem die Kunden Geld holten oder Briefe und Pakete abgaben. „Hier war das Zentrum - es wurde geklönt, jeder kannte jeden“. Inzwischen aber habe sich Möller damit abgefunden - mit der Schließung der Zweistelle und dem Verkauf des Hauses an Holger Schulz blieb ihm nicht nur die Wohnung. „Ich habe mit meinen neuen Vermietern auch gleich neue Freunde gewonnen“. 

 

Schenefeld, den 31. Dezember 2015     Quelle: sh:z    Bericht und Bild: K. Mehlert